
Zu Hause bei den Sammlern
Zu den vielen Schätzen, die die Stadt Florenz beherbergt, gehören auch diejenigen, die von Sammlern von gestern zusammengetragen wurden und heute in Gebäuden untergebracht sind, die einst als Wohnhäuser oder Ausstellungsräume dienten und als Museen für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Man sollte nicht denken, dass es sich um weniger bedeutende Orte handelt, nur weil sie der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind: Es handelt sich um Museen, die einen Einblick in die Vielfalt des kulturellen Erbes bieten und einen sehr originellen Besuchsmotiv darstellen.
Auf einem Stadtplan liegen drei davon in der Nähe oder direkt am Ufer des Arno und ein weiterer außerhalb des Stadtzentrums, in den ersten Hügeln, die Florenz umgeben.
Unsere Sammlerfiguren sind allesamt Männer:
Stefano Bardini, Herbert Percy Horne, Rodolfo Siviero und Frederick Stibbert.
Bardini prägt einen ganzen Stadtteil mit dem Museum in der Via dei Renai, das sich in dem Gebäude befindet, das einst sein Ausstellungsraum als Antiquitätenhändler und Liebhaber vergangener Kunstwerke war. Die Wände sind blau gestrichen, in genau dem Bardini-Blau, damit die Farben der Gemälde und die Formen der Skulpturen besser zur Geltung kommen. Und Bardinis Präsenz ist auch im Garten und in der Villa, die nicht weit entfernt liegen, weiterhin spürbar.
Horne kaufte ein Gebäude an der Ecke zwischen Corso Tintori und Via dei Benci und richtete es wie ein Wohnhaus ein, mit Meisterwerken der Kunst und wertvollen Möbeln aus dem 13. bis 17. Jahrhundert, die die Vergangenheit wieder aufleben lassen und Einblicke in die Sitten und Gebräuche der Stadt Florenz geben.
Siviero, bekannt als Geheimagent für Kunst, kümmerte sich darum, Meisterwerke vor der Gier der Nazi-Besatzer während des Zweiten Weltkriegs zu retten. Sein Haus ist eine kleine Villa am Lungarno Serristori, wo außergewöhnliche Kunstwerke ausgestellt sind, die Siviero zu seinem Vergnügen erworben hat, sowohl Antiquitäten als auch Gemälde von zeitgenössischen Künstlern und Freunden.
Schließlich widmete Stibbert die Villa seiner englischen Familie, die auf dem Hügel von Montughi liegt, der Sammlung von Kunstwerken und Rüstungen aus aller Welt, die zu einer außergewöhnlichen Sammlung zusammengeführt wurden, die er für immer mit der Villa und der Stadt Florenz verband.
Nicola Neri per Comune di Firenze
Die Orte
Etappen
Stefano Bardini Museum
Das Bardini Museumverdankt seinem Schöpfer den Namen, dem berühmten Antiquitätenhändler Stefano Bardini. Das alte Gebäude, in dem es untergebracht ist, wurde um 1880 im neoromantischen Stil renoviert und zu einem Ausstellungsraum umgewandelt:
Heute besteht das Museum aus einer Sammlung von mehr als 3600 Kunstwerken, darunter Gemälden, Skulpturen, Rüstungen, Musikinstrumenten, Keramiken, Münzen, Medaillen, Teppiche und antike Möbel.
Zu den wichtigsten Werken gehören: die Carità (Barmherzigkeit) von Tino di Camaino, die Madonna mit Kind und San Giovannino von Benedetto daMaiano, San Michele Arcangelo (Erzengel St. Michael) von Antonio del Pollaiolo, die Madonna dei Cordai (Madonna der Seiler) von Donatello, der Atlante (der Atlas) von Guercino.
Zwei Räume im Erdgeschoss sind der Stadt Florenz und seiner Geschichte gewidmet, mit einigen emblematischen Werken der Stadt:
Il Porcellino (Wildschwein) von PietroTacca ist hier als Original - weltberühmt ist der Porcellino-Brunnen in der Innenstadt, der Diavolino (das Teufelchen) von Giambologna sieht man an der Kreuzung zwischen via dei Vecchietti und Via Strozzi und zuletzt der vergoldete Marzocco aus dem Architrav des Palazzo Vecchio.
Das Museum wurde nach dem eklektischen Geschmack von Stefano Bardini, der als Fürst der Antiquare galt, gestaltet: Die Wände sind in dem typischen Bardini Blau gestrichen, eine Farbe, die er zur Hervorhebung einzelner Stücke verwendete und in ganz Europa imitiert wurde
Museo Horne
Das Museum besteht aus der Kunstsammlung von Herbert Percy Horne, einem Sammler und Gelehrten englischer Herkunft, der sich am Ende des 19. Jahrhunderts in Florenz einquartierte.
Er suchte ein Haus aus dem 15. Jahrhundert in der Nähe von Santa Croce richtete die Räume mit Kunstobjekten aus dem 14. und 16. Jahrhundert ein.
Die Sammlung umfasst Meisterwerke der Malerei und Bildhauerei (von Giotto bis Simone Martini, Masaccio und Giambologna), Keramiken, Goldschmiede- und andere Gegenstände, Möbel, Siegel und Stoffe, die die Atmosphäre und die Räume einer typischen Renaissance-Residenz wiedergeben. Besonders reichhaltig ist die Sammlung von Zeichnungen großer Künstler.
Die museumspädagogischen Dienste bieten eine Reihe thematischer Führungen, Kreativ- und Multimedia-Labore an, die auf Einbeziehung, Beteiligung und Inklusion basiert sind.
Casa Rodolfo Siviero
Rodolfo Siviero wurde berühmt, weil er während des letzten Weltkrieges Hunderte von verschwundenen Meisterwerken, nach Italien zurückbrachte. Er hat der Region Toskana sein Haus und seine Kunstsammlung mit Stücken von der Antike bis zur Moderne vermacht: Holzstatuen aus dem 15. Jahrhundert, Gemälde auf vergoldeten Hintergrund, Bronzefiguren, Terrakotten, antike Reliquiareund Möbel. Die Kunst des 20. Jahrhunderts wird durch Werke von Giorgio de Chirico, Giacomo Manzù und Pietro Annigoni vertreten: alle Künstler, die durch eine freundschaftliche Beziehung mit Siviero verbunden waren.
Stibbert Museum
Das von Frederick Stibbert (1838-1906) entworfene Museum ist ein seltenes Beispiel für Museum aus dem 19. Jahrhundert, das in seiner Raumgestaltung die Atmosphäre der damaligen Zeit und der Herkunftsorte, aus denen die Werke stammen, wiedergibt. Die Renovierung der Villa wurde den größten Architekten und Dekorateuren anvertraut.
Die in den 60 Räumen ausgestellten Sammlungen umfassen Waffen, Rüstungen, Kostüme, Einrichtungs- und Kunstgewerbe-Gegenstände, Wandteppiche und Gemälde vom 16. bis 19. Jahrhundert. Die Sala della Cavalcata (Kavalierssaal), wo lebensgroße europäische und orientalische Ritterfiguren in Reih und Glied stehen, ist extrem interessant, während die japanische Abteilung neben Waffen und Rüstungen auch Bronzen, Kostüme und Lackobjekte umfasst: es handelt sich um eine der wichtigsten Sammlungen der Welt außerhalb Japans.
Der Park um die Villa ist mit Pavillons, Statuen, falschen Ruinen und sogar einem kleinen ägyptischen Tempel übersät und spiegelt Stibberts romantischen Geschmack, typisch seiner Zeit, wider.



